Nur in Größe M erhältlich.
Nur in Größe L erhältlich.
NEU! Die, wie hausärztlich nachgewiesen, Libido fördernden REAL FICTION V-Shirts für Girls und Boys, mit denen Ihr bei den (hoffentlich bald) anstehenden Grillpartys Eure Nachbarn am Weber-E 330 beeindrucken könnt. (Pre-Production Exemplare. Stückzahl limitiert. Preis a. A.)
Anmerkung: Der Autor ist nicht im Kaufpreis inbegriffen.
Jacques nahm einen Flakon mit einem langen, schlanken Hals aus dem Regal vor der Spiegelwand und füllte den bernsteinfarbenen Tropfen in einen Cognacschwenker.
»Voilà Ararat Nairi, ein wundervoll samtiger Brandy aus Armenien – 20 Jahre in französischen Eichenfässern gereift.«
»Und, lohnt sich der Aufwand?«, hakte ich nach.
»Entscheiden Sie selbst.«
»Komplexer Geschmack, angenehmer Abgang, ein Hauch von Nelken mit Noten von Zimt und Honig.«
»Fabuleux, Mr. Hall. Ich hätte es nicht besser beschreiben können. Churchill war von dem edlen Tropfen so begeistert, dass ihm Stalin 365 Flaschen im Jahr zukommen ließ.«
Ja, damals war sie noch in Ordnung – die Welt. Ein Marmeladenbrot, ein Glas Milch und dann nichts wie runter in den Garten, um den blauen President aus der Garage zu holen. Einfach nur Spaß haben und an nichts denken. Auch in den ersten Schuljahren war noch alles Prima. Man lernte lesen und schreiben. Und brachte die ersten kurzen Texte zu Papier. Ohne sich auch nur die geringsten Gedanken darüber zu machen, wie man Appositionen und Nachstellungen vom Rest des Satzes abtrennt. Doch dann kamen sie, ohne Vorwarnung. Die Regeln der Grammatik. Und mit Ihnen das Komma, jenes Satzzeichen, das mir seit diesen Tagen unablässig Kummer bereitet. Gut, ich hätte die Regeln der Grammatik lernen können, zu dumm war ich sicherlich nicht dafür.
Doch es gab da ein kleines, jedoch nicht ganz unerhebliches, Problem – die Zeit. Wenn ich diese in meiner Schulzeit gehabt hätte, wäre das leidige Thema des Separierens von Daten und Werten sicher besser verlaufen. Aber so, ganz unter uns, war einfach nicht mehr drin. Denn es gab immer etwas, das mich davon abhielt, mich ernsthaft mit Satz-, Trenn- oder Dezimalzeichen auseinanderzusetzen. In der Kindheit war meine Zeit mit wichtigeren Dingen belegt wie: Kicken auf dem Bolzplatz, Prügeleien mit anderen Jungs, Murmeln spielen oder ausgedehnte Spaziergänge zur Eisdiele – ganz zu schweigen von der Zeit der Regenration. Später kamen dann Partys, Mädchen und intensive Diskussionen mit Freunden über essenzielle Fragen hinzu wie: Was ist der Sinn beziehungsweise Unsinn des Lebens; war es möglich einen Furz einzufangen oder warum fällt ein Brot immer auf die Marmeladenseite?
Was konnte ich dafür, dass Aldus Manutius Ende des 15. Jahrhunderts aus purer Langeweile in der Mittagspause bei einem Glas Rotwein und einem Schmalzbrot ausgerechnet dieses Satzzeichen (und noch einige mehr) entwickelte. Es wundert mich nebenbei nur wenig, dass gelegentlich behauptet wird, der gute Aldus sei an den Folgen eines Mordanschlags gestorben.
So sind Satzzeichen für mich bis zum heutigen Tag ein Buch mit sieben (vielleicht auch acht?) Siegeln geblieben. Warum dann ausgerechnet ich, der nicht eine einzige Regel der Grammatik beherrscht, zum Autor werden musste. Das ist mir ehrlich gesagt selbst ein Rätsel geblieben. Vielleicht um die Lektoren glücklich zu machen, für die ein von mir verfasster Text ein wahres Fest der Freude ist. Doch es gibt Stimmen, die behaupten, die Kommasetzung unterläge bei künstlerischen Werken einer größeren Freiheit – das kann ich nur hoffen! Ich halte es in dieser Tradition mit Kleist, der Kommas nicht nach Regeln, sondern nach Gutdünken setzte.
Nach einer langen dunklen Zeit in der ich latent zu wenige Kommas setzte, bin ich jetzt in einer Phase angelangt, in der die Texte nahezu von Kommas zerborsten werden – frei nach dem Motto, lieber eins zuviel, als eins zu wenig. Und so werden sich auch in diesem von mir frei verfassten Text, mit Sicherheit einige Kommas befinden, die wohl eher der "künstlerischen Freiheit" zuzuordnen sind.